Typische Begrifflichkeiten aus der Gärtnerei, die man gerade während der Blütezeit im Zusammenhang mit dem Insektensterben sehr häufig hört, sind gefüllte bzw. ungefüllte Blüten. Wo liegen hier die Unterschiede? Sind gefüllte Blüten wirklich so nutzlos? Welche Vorteile bieten ungefüllte Blüten gegenüber den gefüllten? Sollte man jetzt nur noch Gartenpflanzen mit ungefüllten Blüten pflanzen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.
Was sind gefüllte Blüten?
Gefüllte Blüten entstammen dem Wunsch des Menschen nach möglichst prachtvollen, auffälligen und verschwenderischen Blüten. Durch Züchtung und Selektion sind im Laufe der Zeit viele Gartenpflanzen entstanden, die im Zentrum der Blüte, wo sich eigentlich die Staubgefäße befinden sollten, zahlreiche zusätzliche Blütenblätter aufweisen. Die wichtigen, Pollen erzeugenden Organe, sind verkümmert und erfüllen keinerlei Funktion mehr.
Andere Gartenpflanzen besitzen zwar noch Staubgefäße, diese sind aber von den Blütenblättern vollständig verdeckt, so dass Bienen, Hummeln und andere Insekten nicht bis zu ihnen vordringen können. Man könnte also sagen, gefüllte Blüten machen zunächst auf dicke Hose, aber wenn es dann zur Sache geht können sie ihre großspurigen Versprechen nicht halten. Sie besitzen lediglich eine starke Signalwirkung, locken Insekten mit tollen Farben und großen Blütenblättern an, bieten dann aber absolut keinen Wert für Insekten.
Da gefüllte Blüten ausschließlich der Optik dienen, ist eine Bestäubung durch Insekten hier auch gar nicht erwünscht. Im Gegenteil: Sobald eine Blüte bestäubt wurde, wird sie im Normalfall schnell welk und verliert optisch an Attraktivität. Da bei gefüllten Blüten eine Bestäubung ausgeschlossen ist, bleibt die Blüte also länger schön. Ein kurzfristiger Mehrwert für den Gärtner, aber keiner für Insekten.
Die Vorteile von ungefüllten Blüten
Ganz anders bei ungefüllten Blüten. Diese Blüten sind sozusagen Blüten in ihrer Ursprungsform: Die Blütenblätter befinden sich hier ausschließlich am Rand der Blüte. In der Mitte finden sich Staubblätter, die für die Pollenproduktion verantwortlich sind und die sogenannten Nektarien, die, wie der Name erahnen lässt, Nektar bereithalten um den Bestäuber zu belohnen. Nur diese Blüten bieten Insekten nicht nur schönen Schein, sondern liefern auch Nahrung.
Sind meine gefüllten Rosen also wertlos?
Ja und nein. Nahrung bieten sie Insekten keine, allerdings kann man sich die starke Signalwirkung von gefüllten Blüten auch zunutze machen, um von Insekten weniger frequentierte Gartenbereiche interessanter zu machen und so die Bestäubung anzuregen.
Fazit: Man muss jetzt kein schlechtes Gewissen haben, weil man Gartenpflanzen mit gefüllten Blüten im Garten hat. Allerdings ist es aus ökologischen Gesichtspunkten mehr als sinnvoll und alternativlos, Pflanzen mit ungefüllten Blüten im Garten zu halten. Eine Biene muss etwa 100.000 mal losfliegen, um ein Glas Honig zu produzieren. 50.000 mal für den Honig selber und 50.000 mal, um sich selbst und den Nachwuchs zu ernähren. Wenn jetzt noch die Hälfte der Blumen im Flugradius der Biene gefüllte Blüten besitzt, muss die Biene schon die doppelte Strecke fliegen, um ihr Pensum zu schaffen. Wenn Du also was Gutes tun möchtest, solltest Du ungefüllte Blüten stets den gefüllten vorziehen.
Toller Artikel
Schöner Artikel, einfach und verständlich erklärt. Vielen Dank dafür!